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Chronik

Niendorf / Ostsee

Die Geschichte Niendorfs reicht zurück bis ins 14. Jahrhundert – die erste urkundliche Erwähnung als „Nyendorpe“ im Lübecker Stadtbuch datiert aus dem Jahr 1385. Der Badeort Niendorf besteht seit dem Jahr 1855. Damals ließ der „Badewirt“ Johann Johannsen vor seinem „Logierhaus“, das heute noch unter dem Namen Johannsens Kurhotel besteht, zwei Badekarren aufstellen. Handelte es sich dabei zunächst um bestaunte Einzelstücke, so fanden sich bald mehr und mehr Nachahmer. Der Fremdenverkehr im Badeort Niendorf kam in Schwung.

Schon früh erkannten die Verantwortlichen in Niendorf die heutige Selbstverständlichkeit, Strand und Meer durch weitere Attraktionen aufzuwerten. 1895 schenkte der Hävener Bauer Kahn dem Ort ein Gelände am Wittinghaaf, das sich mit seinem schönen Baumbestand hervorragend als Kurpark eignete. Seit 1933 wurde auch das Wiesen- und Bruchgelände entlang der Aalbeek durch Wanderwege erschlossen. 1810 hatte Napoleon diesem Gebiet eigentlich ein anderes Schicksal zugedacht. Er wollte den Flusslauf als Zufluchtshafen für französische Kriegsschiffe ausbauen lassen. Zum Glück wurde dieser Plan nicht verwirklicht und so bietet sich dem Spaziergänger an der Aalbeek auch heute noch eine wunderschöne Naturlandschaft mit zahlreichen attraktiven Zwischenstationen. Ein beliebter Wanderweg führt bis zum Hemmelsdorfer See, in dem mit 44 unter NN der tiefste Punkt Deutschlands liegt. Direkt am Hemmelsdorfer See eröffnet der 1985 erbaute Aussichtspunkt „Herrmann-Löns-Blick“ dem Wanderer einen herrlichen Weitblick über den See und die angrenzenden Wälder und Felder.

Ebenfalls an der Aalbeek liegt der 1973 eröffnete Vogelpark. Mit seiner weltweit anerkannten 52 Arten umfassenden Eulensammlung, seinen zahlreichen Papageien sowie Wasser- und Stelzvögeln ist dieser Park immer wieder ein Besuch wert.

Ganz in der Nähe des Vogelparks findet der Spaziergänger die „Räuberkuhle“, die Spuren einer Raubritterburg aus dem 13. Jahrhundert trägt. Außerdem soll der Platz der Sage nach auch mit dem berüchtigten Seeräuber Klaus Störtebeker in Verbindung stehen, der hier womöglich einst Zuflucht vor seinen Verfolgern suchte.

Entlang des Brodtener Steilufers führt ein weiterer, sehr beliebter Wander- und Spazierweg. 15 bis 20 Meter erhebt sich die Küste über die Ostsee und erlaubt einen einmaligen Blick über die gesamte Lübecker Bucht und die Travemündung bis hin zur mecklenburgischen Küste.

1945 gründete die britische Militärregierung die Gemeinde Timmendorfer Strand, zu der auch Niendorf gehörte. Mit dem Wirtschaftswunder der 50er Jahre erlebte auch der Fremdenverkehr in Niendorf einen echten Aufschwung. Der Badeort Niendorf wurde ausgebaut. 1953 baute man eine Meerwassertrinkkurhalle, die 1967 zum „Haus des Kurgastes“ wurde. Ein weiterer, wichtiger Meilenstein war die Anerkennung als Ostseeheilbad, die Niendorf 1954 erhielt. Mit dem Bau der neuen Seebrücke 1966 und der Eröffnung des Meerwasserschwimmbades 1975 wurden weitere Schritte getan, Niendorf zu dem heute so beliebten Badeort an der Lübecker Bucht zu machen. Rund 30.000 Gäste und ca. 380.000 Übernachtungen jährlich sprechen für die Attraktivität des Ferienortes mit dem ganz besonderen Charme.

Der Niendorfer Fischereihafen

Wer den verträumten Niendorfer Hafen besucht, wer den Geruch nach Tang und Fischen erlebt und das bunte Bild der Fischkutter und Sportboote als beliebtes Motiv für Maler und Fotografen sieht, der fühlt sich, als werfe er einen Blick in längst vergangene Jahrhunderte. Und dennoch ist der Niendorfer Hafen noch nicht einmal 80 Jahre alt. Die Anlage, die sich so reizvoll und harmonisch in die natürliche Umgebung einfügt, wurde erst in den Jahren 1920 und 1922 künstlich angelegt.

Anders als die lübischen Fischer hatten die Fischer aus Niendorf, die ebenfalls zum Fürstentum Lübeck gehörten, keinen eigenen Hafen. Bei stürmischen Ost- und Nordostwinden waren sie davon abhängig, ihre größeren Boote im Travemünder Hafen unterbringen zu müssen, um sie vor Beschädigungen oder Verlust zu schützen. Kleinere Boote wurden auf den Strand gezogen, waren aber auch dort nicht immer vor den Stürmen sicher.

Kein Wunder also, dass die Fischer aus Niendorf schon lange von einem eigenen Hafen träumten.

Dass sie ihn schließlich erhielten, hatte aber nichts mit dem Wetter zu tun, sondern mit dem aufkommenden Fremdenverkehr, der sich bis zum 1. Weltkrieg auch in Niendorf immer stärker entwickelte. Die Fischerei blieb zwar die Haupteinnahmequelle des Ortes, es fanden sich jedoch immer mehr „Sommerfrischler“ ein, die das gesunde Ostseeklima und den Strand liebten.

Gerade wegen des Strandes kam es jedoch zum Interessenkonflikt. Die Fischer nutzten ihn für die Anlandung der Boote, den Verkauf der Fischfänge und vor allem zum Trocknen ihrer Netze auf den Hang- und Netzstützen. Dies konnte insbesondere im Sommer mit recht unangenehmen Gerüchen verbunden sein. Obwohl viele Badegäste gerade an der Urtümlichkeit des Fischereibetriebs am Strand einen besonderen Reiz sahen, fürchteten die Vertreter der Fremdenverkehrswirtschaft langfristig um ihre Gästezahlen. Die Fischer jedoch waren erst bereit, den Strand zu räumen, wenn man ihnen einen Hafen baute. 1920 wurde endlich mit dem Bau der Anlage begonnen, die auch heute noch ihren ganz besonderen Reiz für die Besucher des Ostseebades hat.

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